Die neueröffnete Therme «Fortyseven» in Baden. (Bild: PD)

Die neueröffnete Therme «Fortyseven» in Baden. (Bild: PD)

Neue Therme

Die neue Therme «Fortyseven» von Mario Botta macht Baden wieder zur Bäderstadt

Tania Villiger Entdecken
Baden hat wieder eine Therme. Diese bringt nicht nur das Wellnessen zurück, sondern mit ihr besinnt sich Stadt auf ihre 2000 Jahre alte Bädertradition. Architekt Mario Botta gibt Einblick in sein neuestes Werk.

Nach vielen Jahren ohne ein imposantes Thermalbad wird Baden wieder zur Bäderstadt. Die Therme «Fortyseven» am Limmatknie wurde nach dreieinhalb Jahren Konstruktionszeit am 18. November 2021 endlich eröffnet. Der Name «Fortyseven» gründet auf dem mit 47 Grad aus den Quellen sprudelnden, mineralreichsten Thermalwasser der Schweiz.

Bewegt man sich vom Städtchen Baden hinunter zur Therme, ist diese auf den ersten Blick wenig beeindruckend. Die ockerfarbene, in Naturstein verkleidete Fassade des rund 160 Meter langen Baus ist zwar imposant, wirkt aber – zumindest von dieser Seite betrachtet – wenig innovativ.

Treffpunkt Piazza!

Hineingesogen in die Visionen des Schweizer Star-Architekten Mario Botta, der den neuen Bau realisierte, wird man dann aber auf der «Piazza». Einem Ort, der die Gäste auf das Badeerlebnis einstimmen soll. «Die Badegäste werden in der Garderobe ihre Kleider ablegen und alles, was sie im Alltag beschäftigt, hinter sich lassen», sagt Botta.

Die «Piazza» versprüht einen modern interpretierten 60/70er-Jahre-Charme, der durch eine verspiegelte Decke und die Glasbaustein-Wände verkörpert wird. Man trifft sich am plätschernden Brunnen in der Mitte des Raumes, wie auf einer Piazza eben üblich, bevor man sich in das Innere der Therme vorwagt. Botta zitiert dabei Le Corbusier: «Cultiver le corps, c’est cultiver l’esprit» (auf Deutsch: Den Körper kultivieren heisst den Geist kultivieren). Mit diesen Worten im Ohr betreten wir das neue Thermalbad mit langer Badener Tradition.

Impressionen der neuen Therme «Fortyseven»:

Dieser thermale Genuss lässt sich an einer Hand abzählen

In Mario Bottas Augen symbolisiert eine offene Hand mit emporragenden Fingern die Thermallandschaft «Fortyseven». Die einzelnen Becken werden räumlich in «Finger» unterteilt, die sich vom länglichen Bau in einzelnen Kuben zur Limmat erstrecken. Nebst den unterschiedlichen Pools gibt es eine Saunalandschaft, die sich über zwei Ebenen erstreckt. Sie umfasst eine Textil-, eine Lady- und eine gemischte Sauna sowie weitere Elemente, die das Saunieren komplettieren – etwa einen Schneeraum.

Abkühlen im Schneeraum. Anstatt für ein Eisbecken, in dem man sich nach dem Saunieren abkühlen kann, hat sich das «Fortyseven» für einen Schneeraum entschieden. Darin wird auf Knopfdruck Schnee produziert. (Bild: Gianni Baumann)

Abkühlen im Schneeraum. Anstatt für ein Eisbecken, in dem man sich nach dem Saunieren abkühlen kann, hat sich das «Fortyseven» für einen Schneeraum entschieden. Darin wird auf Knopfdruck Schnee produziert. (Bild: Gianni Baumann)

Der 78-jährige Architekt erzählt von seinem ersten Besuch dieses Ortes mit Benno Zehnder, dem Investor des Grossprojekts. Dabei sei ihm die Komplexität dieser Umgebung aufgefallen. Dieses Stückchen Stadt, das sich mit der Limmat und den auf der anderen Seite emporragenden Hügeln verbindet, hätte ihn herausgefordert, etwas zu erschaffen, das sich perfekt in die Natur einbettet. «In diesem Moment, bevor ich auch nur die erste Skizze anfertigte, hatte ich mir geschworen, zwei Ziele zu definieren. Nummer eins: Der Fluss muss der Protagonist bleiben. Und Nummer zwei: Die 47 Grad warme Quelle, diesem Geschenk der Natur, muss ich einen würdigen Platz einräumen», erzählt Botta.

Er wollte kein Gebäude bauen, sondern ein System, das diesen Teil der Stadt mit dem Hügel auf der anderen Seite verbindet, geprägt von der kraftvollen Limmat. Dieser Bezug zur Natur wird auch in den verwendeten Baumaterialien sichtbar. Neben der Fassade wurde auch für die Fussböden viel Naturstein verwendet. Die Decken sind aus Ahornholz und duften noch herrlich neu.

Mit der Eröffnung des «Fortyseven» besinnt sich Baden wieder auf seine lange Bädertradition. Seit dem Mittelalter galt Baden als einer der wichtigsten Kurorte Europas. Die Therme setzt einen guten Grundstein, diese Vergangenheit in Zukunft wieder aufleben zu lassen.

Samstag, Tag der offenen Tür, Rundgänge können hier gebucht werden. Am Sonntag öffnet die Therme regulär ihre Türen. Die Eintrittspreise starten bei 39 Franken.